Wittmund

1963 F86 Sabre VI

Erstmalig verlegte das JG 71 im November 1961 bis August 1962 die Fliegende Gruppe mit Teilen der Technik vorübergehend nach Wittmund.

Im Februar 1963 schied das JG 71 "Richthofen" aus dem Kommandobereich der 3. Luftverteidigungsdivision Münster aus und wurden der 4. Luftwaffendivision in Aurich unterstellt.

Im März 1963 verlegte dann ein Vorkommando der technischen Gruppe JG 71 "Richthofen" nach Wittmund, um das eingehende Gerät für das Waffensystem F-104 Starfighter zu übernehmen.

Im April 1963 verlegte innerhalb von 4 Tagen die gesamte Technische Gruppe bei gleichzeitiger Überführung aller F-86 Sabre nach Wittmund. Grund für die längere Verlegung waren die schlechten Wetterverhältnisse, die das Überfliegen der Flugzeuge in 2 Tagen nicht zuließen.

 

1963–1973: Starfighter

Am 9. April 1963 landeten die ersten F-104 Starfighter in Wittmund: Kennzeichen KH+112 durch Oberleutnant Manfred Fischer und HK+114 durch Oberleutnant Diether von Olleschik. Damit war es das erste Jagdgeschwader der Bundeswehr, das mit diesem Flugzeugmuster ausgerüstet wurde.

Am 24. April 1965 stiftete Bundespräsident Heinrich Lübke in München allen Verbänden der Luftwaffe eine Truppenfahne, darunter auch dem JG 71. Am 28. Juli 1966 besuchte Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel das Geschwader. Am 22. September 1966 übernahm das Geschwader neu errichtete Abstellhallen für die F-104, die bis dahin im Freien standen. Bei taktischen Überprüfungen durch die NATO (TAC EVAL; Tactical Evaluation), vom 2. bis 5. Juni 1970 schloss das Geschwader mit der Endbewertung „Excellent“ ab und am 24. September 1970 zeichnete der Kommandierende General der Luftwaffengruppe Nord Generalleutnant Helmut Mahlke die 1. Jagdstaffel des Geschwaders als beste Einheit der 4. Luftwaffendivision aus.

Mehrere Kampfjets vom Typ F-104G Starfighter des Geschwaders stürzten bis 1973 ab: 11. Juni 1965, 24. September 1968, 15. April 1969, 15. September 1969, 21. April 1970, 18. März 1971 (Kennzeichen: 23+63), 8. März 1972 (Kennzeichen: 23+89), 1. Juni 1973 und am 19. Juli 1973. Bis März 1973 wurden mit den F-104G des Geschwaders rund 75.000 Flugstunden geleistet.

Der letzte Flug mit der F-104G Starfighter wurde am 19. September 1974 durch Hauptmann Harry Giese zum Fliegerhorst Erding durchgeführt.

1973–2013: Phantom

Am 31. August 1973 landeten die ersten zwei Kampfflugzeuge vom Typ F-4F Phantom II in Wittmundhafen zur Umschulung der Techniker auf das neue Waffensystem. Am 31. Januar 1974 wurde die Assignierung des Geschwaders zur NATO aufgehoben.
Die ersten beiden für das Geschwader vorgesehenen F-4F Phantom landeten am 7. März 1974 auf dem Fliegerhorst.

Ab dem 1. April 1975 wurde das Geschwader wieder der NATO unterstellt und ihm wird auch der Auftrag für Jagdbomber-Einsätze erteilt. 

Ein eigenständiges Kommando des Geschwaders verlegte am 7. Juni 1981 zur Canadian Forces Base Goose Bay, um in der kanadischen Provinz Labrador den Ausbildungsflugbetrieb im Hochgeschwindigkeitstiefstflug zu trainieren.

Am 12. März 1986 wurde die 100.000 Flugstunde mit dem Flugzeugmuster F-4 Phantom erreicht.

Am 26. Mai 1987 fingen zwei F-4F Phantom II-Abfangjäger als Alarmrotte einen sowjetischen Langstreckenbomber vom Typ Tupolew Tu-22 ab, der auf der Achse Wittmund-Jever zuflog und drängten diesen in den britischen Luftraum ab.

Der Zweitauftrag als Jagdbomber (Fighter Bomber Attack, FBA) wurde mit Wirkung zum 1. Juli 1988 aufgrund des höheren Stellenwertes der Abfangjagd wieder aufgegeben.

Nach dem Ende des Kalten Krieges 1990 wurde das Geschwader ab 1. Juli 1995 Teil der deutschen Krisenreaktionskräfte (KRK) und kann damit auch einen möglichen Einsatzauftrag außerhalb des Bündnisgebietes der NATO wahrnehmen.

Am 22. Juli 1993 trafen die ersten kampfwertgesteigerten F-4F ICE Phantom II auf dem Fliegerhorst ein.

2005, 2008 und 2009 übernahm das Geschwader im Rahmen des Air Policing Baltikum für mehrere Monate im Auftrag der NATO von Litauen aus die Luftraumüberwachung und den Luftraumschutz in den baltischen Staaten. Im ersten Tertial 2011 sollte das JG 71 „R“ wieder mit 6 F-4F diesen Auftrag von den USA übernehmen.

Am 30. Mai 2007 erreichte das Geschwader insgesamt 250.000 Flugstunden mit dem Flugzeugtyp F-4 Phantom II.

2010 waren noch 45 der F-4-Phantom-Maschinen auf dem Fliegerhorst stationiert. Vom 1. bis 25. Juni 2010 übernahm im Auftrag der NATO-Luftverteidigung (NATINADS) erstmals die Luftwaffe Air-Policing-Aufgaben im Luftraum von Island. Dabei wurden sechs F-4 Phantom und 140 Soldaten des Geschwaders auf dem Flughafen Keflavík eingesetzt. Siehe Air Policing Island.

Vom 28. bis zum 30. Juni 2013 verabschiedete sich das Geschwader im Rahmen eines Tages der offenen Tür von dem Luftfahrzeug F-4F "Phantom II". Das speziell lackierte Flugzeug mit dem Kennzeichen 37+01 absolvierte am Nachmittag des 29. Juni 2013 den letzten Flug einer "Phantom" im Dienste der Luftwaffe. Rund 100.000 Besucher sollen das „Phantom Pharewell“ genannte Event verfolgt haben.

Der Flugbetrieb mit der F-4F Phantom II wurde ab Mitte 2013 endgültig eingestellt.

Ab 2013: Eurofighter

Am 8. April 2013 landete der erste von 9 Eurofightern, die ab dem 1. Juli 2013 die F-4 Phantom als Alarmrotte ablösten.

Mit Wirkung zum 30. September 2013 wurde das Jagdgeschwader 71 „Richthofen“ aufgelöst.

Dafür wurde am 1. Oktober 2013 die Taktische Luftwaffengruppe „Richthofen“ (TaktLwGrp „R“) als ausgelagerter Teil des Taktischen Luftwaffengeschwaders 31 „Boelcke“ neu aufgestellt. 
Die TaktLwGrp „R“ in Wittmund bestand aus einer Einsatzstaffel (Fliegende Staffel), einer Technischen Staffel (Wartung und Instandsetzung), einer Flugplatzstaffel und einer Versorgungsstaffel. Die Zeit der TaktLwGrp war geprägt durch Standortunsicherheit. In Folge erfolgte so gut wie keine Investition mehr in die Infrastruktur am Standort Wittmund.

Mit der Entscheidung zur Auflösung der deutschen Präsenz am Standort Holloman Air Force Base in den USA und der Verlagerung der Waffensystemausbildung TORNADO zurück nach Deutschland wurden Mittel frei für ein weiteres Eurofighter-Geschwader.
In Folge wurde die TaktLwGrp „R“ des TaktLwG 31 „B“ wieder aufgelöst und am 1. Juli 2016 das Taktische Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ als vollwertiges Geschwader neu aufgestellt.
Dieses soll bis 2025 zu voller Stärke aufwachsen. 
Auf Grund der jahrelang vernachlässigten Infrastruktur sind in Wittmund Investitionen vom mehr als 350 Mio. € erforderlich.

Für die Baumaßnahmen verlegte die Bundeswehr im Januar 2021 die 19 in Wittmundhafen stationierten Eurofighter nach Laage südlich von Rostock. Dort bleiben die Kampfjets, die auch eine Alarmrotte zur Absicherung des deutschen Luftraumes stellen, bis 2024 stationiert.