WW I

Richthofen trat am 30. Mai 1915 seine Ausbildung als Beobachter bei einem Lehrgang in der Flieger-Ersatzabteilung 7 in Köln an, absolvierte dort einen 30-tägigen Lehrgang und dann einen 14-tägigen praktischen Lehrgang in Großenhain nahe Dresden.
Am 21. Juni 1915 wurde er zur Feldflieger-Abteilung 69 kommandiert, die an der Ostfront in der Nähe von Lemberg im Einsatz war und den Auftrag hatte, Aufklärungsflüge über russische Truppenbewegungen in Russisch-Polen und Galizien durchzuführen. Bei den Aufklärungsflügen bekämpfte Richthofen mehrfach russische Frontsoldaten in ihren Stellungen.

Im August 1915 folgten seine Verlegung von der Ost- an die Westfront und seine Kommandierung zur Brieftauben-Abteilung Ostende. Diese Einheit führte eine Tarnbezeichnung und war in Wirklichkeit das erste Kampfgeschwader der OHL, dessen Zweck darin bestand, Bombenangriffe gegen England zu fliegen.
Da die Reichweite der zur Verfügung stehenden Bomber vom Typ AEG G nicht ausreichend war, musste man sich mit Einsätzen im Kanal sowie im französischen Hinterland begnügen. Im September 1915 beantragte Richthofen seine Versetzung zur Brieftauben-Abteilung Metz. Auf der Eisenbahnfahrt nach Metz lernte er im Speisewagen Oswald Boelcke kennen.

In Metz absolvierte Richthofen in der Folgezeit seine Ausbildung zum Flugzeugführer, die er im dritten Anlauf bestand.
Am 24. Dezember 1915 erhielt er die Fluglizenz.
Als Mitglied der 8. Kampfstaffel des 2. Kampfgeschwaders war Richthofen ab 1. März 1916 wieder vor Verdun im Einsatz.
Im September 1916 kam er zur Jagdstaffel (Jasta) 2, die unter dem Kommando von Oswald Boelcke stand. Seinen ersten Abschuss erzielte er am 17. September 1916 über Cambrai. Zur Erinnerung an ihre Feuertaufe überreichte Boelcke jedem seiner erfolgreichen Flieger einen Ehrenbecher als Anerkennungsgeschenk. Richthofen kaufte sich nach jedem Luftsieg einen kleinen Silberbecher; er ließ sich von einem bekannten Berliner Juwelier die Becher mit eingraviertem Abschussdatum und dem Flugzeugtyp liefern.

Richthofen war ein geschickter Taktiker, der die von seinem Lehrer Boelcke aufgestellten Grundsätze (Dicta Boelcke) genau beachtete und vor einem Luftkampf meist alle Vorteile auf seine Seite brachte. Boelcke starb am 28. Oktober 1916 während eines Kampfeinsatzes, nachdem er bei einem Ausweichmanöver das Flugzeug seines Kameraden Erwin Böhme touchiert und dabei seine eigene Tragfläche beschädigt hatte. Sein Flugzeug geriet ins Trudeln und stürzte ab.
Am 23. November 1916 flog Richthofen mit weiteren Piloten einen weiteren Einsatz. Dabei traf die Jasta 2 über Le Sars auf die Staffel des bekannten britischen Piloten Lanoe Hawker. Im Verlauf des Kampfes entwickelte sich ein Kurvenkampf zwischen Richthofen, der einen Doppeldecker Albatros D.II flog, und Hawker in seinem Airco D.H.2.
Der Westwind trieb die beiden über deutsches Gebiet, weshalb Hawker den Kampf abbrach und versuchte, im Zickzackflug über alliiertes Gebiet zurückzukehren.
Richthofen schoss Hawkers Flugzeug (das langsamer war als sein Albatros) ab; Hawker starb.

Nach seinem 16. Luftsieg erhielt Richthofen am 12. Januar 1917 den Orden Pour le Mérite, die höchste preußische Tapferkeitsauszeichnung.

Im Januar 1917 wurde Richthofen die Führung der Jagdstaffel 11 übertragen. Seinen Bruder Lothar, den er bereits 1915 dazu bewegt hatte, ebenfalls Militärflieger zu werden, forderte er zur Jagdstaffel 11 an. Am 24. März flog er mit ihm den ersten gemeinsamen Kampfeinsatz. Am 22. März 1917 wurde Richthofen zum Oberleutnant und schon am 6. April 1917 zum Rittmeister befördert. Beide Beförderungen erfolgten aufgrund seiner besonderen Verdienste schneller als sonst üblich.

Nach dem Tod Max Immelmanns am 18. Juni 1916 und Oswald Boelckes am 28. Oktober 1916 war Richthofen der mit Abstand erfolgreichste deutsche Jagdflieger..

In den Monaten, in denen Richthofen die Jasta 11 anführte, entwickelte sie sich zu einer Eliteeinheit. Er selbst schoss über 20 britische Flugzeuge ab, auch seine Männer erzielten sehr hohe Abschusszahlen. Die Staffel hatte großen Anteil daran, dass die Briten den April 1917 als “bloody april“ bezeichnen. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Piloten des Royal Flying Corps und des Royal Naval Air Service war von 295 Stunden im Einsatz auf 92 Stunden gefallen. Aus Anlass seines 50. Feindabschusses wurde Richthofen von Kaiser Wilhelm II. empfangen und beglückwünscht.

Im Juni 1917 wurde aus den Jagdstaffeln 4, 6, 10 und 11 das Jagdgeschwader 1 aufgestellt. Alle vier Staffeln operierten unter dem Kommando Richthofens.